Mit Innovationen die Entwicklung ländlicher Räume beschleunigen

Damit in Zukunft alle Menschen ein Leben ohne Hunger und in sicherer Existenz führen können, braucht es neue Ideen und Herangehensweisen. Wenn Millionen Menschen hungern und aus Sorge um ihre Zukunft abwandern, wenn Böden, Wälder, Biodiversität schwinden und Klimawandel und Globalisierung die Welt im rasanten Tempo verändern, ist ein Strategiewechsel notwendig. Die SEWOH will alte Denkmuster durchbrechen – von Anfang an war Innovation deshalb ihr zentraler Leitgedanke. Innovation ist vielfältig: Die Einführung von hochwertigerem Saat- und Pflanzgut, der sparsamere Einsatz von Dünger und Wasser und das Optimieren von Abläufen bei Ernte, Trocknung, Lagerung und Transport gehören dazu. Eine Innovation kann aber auch die effiziente Zusammenarbeit zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und Lebensmittelhersteller:innen sein, durch die die bäuerlichen Familien eine bessere Teilhabe an der Wertschöpfung erhalten. Innovation setzt den Austausch von Wissen voraus. Mit der SEWOH hat das BMZ deshalb in 16 Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit "Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft" als Netzwerk ins Leben gerufen. In diesen Entwicklungs- und Ausbildungsnetzwerken kooperieren zahlreiche lokale, deutsche und internationale Partner. Sie unterstützen die Einführung und Verbreitung von Innovationen entlang von Wertschöpfungsketten an 2,6 Millionen Menschen, um die regionale Versorgung mit Nahrungsmitteln zu verbessern, das Einkommen von kleinbäuerlichen Betrieben zu steigern und Arbeitsplätze zu schaffen – insbesondere im Bereich der Lebensmittelverarbeitung.

Projekt I Benin

Businesstraining fördert Unternehmergeist

Das ländliche Afrika bietet zahlreiche wirtschaftliche Chancen und ein großes Potenzial an unternehmerischer Kreativität. Wird es gefördert, können weitreichende entwicklungspolitische Erfolge erzielt werden. Darum stärken die Grünen Innovationszentren in Benin und sechs weiteren afrikanischen Ländern insbesondere kleine und mittlere Unternehmen mit dem Small and Medium Enterprises Business Training and Coaching Loop (SME Loop). Dieses Instrument bietet ein maßgeschneidertes Angebot aus Trainings und individuellem Coaching zu Management- und Geschäftsfähigkeiten, Buchführung, Marketing und Kundschaftsbeziehungen. Es unterstützt sowohl die Entstehung neuer als auch die Weiterentwicklung existierender Unternehmen. Der SME Loop erhöht die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der teilnehmenden Unternehmen und trägt zur Verbreitung innovativer Technologien in ländlichen Räumen bei. Die Ergebnisse sind schnell sichtbar und die gesamte Gesellschaft profitiert. Bisher wurden über den SME Loop allein in Benin über 2900 neue Vollzeitarbeitsplätze geschaffen. Der wirtschaftliche und entwicklungspolitische Erfolg schlägt sich aber nicht nur in der wachsenden Anzahl der Beschäftigten nieder: Im Durchschnitt konnten die bisher 2000 Absolvent:innen des SME Loop ihr Einkommen mehr als verdoppeln. Die Grünen Innovationszentren werden bis zum Jahr 2025 über 23 000 neue  Vollzeitarbeitsplätze geschaffen haben und zeitgleich die Beschäftigung in landwirtschaftlichen Betrieben steigern.

WIRKUNG DER SEWOH I AUS- UND WEITERBILDUNG

Mindestens 3,9 Millionen Menschen profitieren von neuem Wissen zu Landwirtschaft und Ernährung.

Das haben wir erreicht durch Trainings- und Qualifizierungsmaßnahmen, Beratung oder strukturierte Wissensvermittlung in den Bereichen:

 

Ernährung / Landwirtschaft / Nachhaltige Ressourcennutzung / Betriebsführung / Grundlegende Fertigkeiten / Digitale Kompetenzen

Wirkung der SEWOH | Aus - und Weiterbildung

“Die Produktstandards, die wir uns selbst auferlegten, machten es möglich, die Meinung vieler Verbraucher zu ändern, die immer geglaubt hatten, dass gute Qualitätsprodukte anderswoher kommen.“

 

Euphrasie Dassoundo Assogba

Die Unternehmerin aus Benin hat den SME Loop durchlaufen und innerhalb von fünf Jahren mehr als 150 Arbeitsplätze in der Tomatenverarbeitung geschaffen.

KOOPERATION I CIGAR I CIMMYT I NIGERIA I BURKINA FASO I MALI

Forschung schneller aufs Feld bringen

Damit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern Herausforderungen wie den Folgen des Klimawandels, verknappenden Ressourcen und Ernteverlusten besser gewachsen sind, brauchen sie neue und innovative Technologien sowie verbesserte Pflanzensorten und landwirtschaftliche Anbaupraktiken. Die internationale öffentliche Agrarforschung entwickelt innovative Lösungen für eine nachhaltige Landwirtschaft in Entwicklungsländern. Deshalb kooperiert die SEWOH mit den 15 Agrarforschungszentren der Beratungsgruppe für Internationale Agrarforschung (Consultative Group on International Agricultural Research, CGIAR) sowie dem International Center of Insect Physiology and Ecology (icipe) und dem World Vegetable Center. Die Grünen Innovationszentren bringen dann die Innovationen aus den internationalen Agrarforschungsinstituten direkt aufs Feld.

KOOPERATION I CIGAR I CIMMYT I NIGERIA I BURKINA FASO I MALI

Ein Beispiel ist die Kooperation mit dem International Maize and Wheat Improvement Center (Centro Internacional de Mejoramiento de Maíz y Trigo, CIMMYT), das seinen Hauptsitz in Mexiko hat. Sie umfasst eine Reihe wichtiger Themen der Förderung entlang von Wertschöpfungsketten: Nacherntetechnologien, Mechanisierung, die besonders den Zugang von Frauen erleichtert, länderübergreifender Technologietransfer angepasster Mechanisierungslösungen, Ausbildungszentren zur Stärkung und Befähigung relevanter Akteure. Die Grünen Innovationszentren nutzen die Forschungsergebnisse von CIMMYT, um die landwirtschaftliche Produktion zu erhöhen, produktive Beschäftigung und Perspektiven vor allem für junge Erwachsene und Frauen zu erzeugen und die Verbreitung klimaangepasster Technologien zu fördern.

 

Ein gelungenes Beispiel für erfolgreiche Mechanisierung ist eine Mini-Reisschälmaschine in Burkina Faso: Durch ihre Einführung wurden nicht nur zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, rund 1400 Produzent:innen konnten ihren Gewinn um 15 Prozent erhöhen. Dazu gingen sie mit dem Betreiber der Reismühle eine vertraglich geregelte Partnerschaft ein. Dieses Modell wurde inzwischen auf vier weitere Reisschälmaschinen übertragen.

KOOPERATION I CIGAR I CIMMYT I NIGERIA I BURKINA FASO I MALI

In Nigeria, Burkina Faso und Mali hat das Africa Rice Center die App RiceAdvice entwickelt, die Bäuerinnen und Bauern bei der Betriebsführung unterstützt. Durch die Grünen Innovationszentren und die Competitive African Rice Initiative (CARI) wird die App verbreitet und von den Reisbäuerinnen und Reisbauern angewendet. Allein in Nigeria konnten rund 11 500 Reisbäuerinnen und Reisbauern ihre Düngernutzung dank der App optimieren. So konnten, in Kombination mit anderen Maßnahmen, signifikante Ertragssteigerungen von bis zu 38 Prozent erreicht werden. Insgesamt profitierten bisher rund 72 000 Menschen direkt und indirekt von der App.

FÖRDERUNG I START-UPS

Digitale Start-ups stärken Lieferketten

Die SEWOH unterstützt über die GIZ ausgewählte afrikanische Start-ups im Agrar- und Ernährungsbereich, ihre digitalen Innovationen zu verbreiten und damit eine größere Anzahl von Nutzer:innen zu erreichen. So soll das Einkommen der Nutzer:innen verbessert werden. Ein zentraler Ansatzpunkt ist die Stärkung landwirtschaftlicher Lieferketten und deren Marktanbindung: Digitale business-to-business- und business-to-customer-e-commerce-Plattformen wie eMsika aus Sambia und Livestock247 aus Nigeria vernetzen die Akteure im Agrar- und Ernährungsbereich. eMsika schafft als Online-Marktplatz einen besseren Zugang zu Betriebsmitteln für landwirtschaftliche Kleinbetriebe auch in abgelegenen Regionen und bietet inzwischen auch Trainings an; Livestock247 bringt die Akteure der wachsenden nigerianischen Viehzuchtwirtschaft zusammen und arbeitet daran, die Tiergesundheit im Land zu verbessern. Auch in der Corona-Krise konnten beide Start-ups ihre Geschäfte erfolgreich skalieren und mehr als 3500 Nutzer:innen hinzugewinnen. Die Start-ups durchliefen dazu ein neunmonatiges Investment Readiness Programm. Dabei wurden sie zu operativen und strategischen Fragen, wie zum Beispiel zur Ausrichtung ihrer Geschäftsmodelle, ihrer technischen und digitalen Infrastruktur sowie der Investoren-Ansprache intensiv beraten und gemeinschaftlich weiterentwickelt.

FÖRDERUNG I START-UPS

„Unsere Technologie wird dazu beitragen, dass bäuerliche Familien bessere Preise für ihre Ernte erzielen. Mit einem Kühlsystem, das auf Energie aus landwirtschaftlichen  Abfällen basiert, eröffnen wir ihnen Zugang zu neuen, entfernt gelegenen Märkten.“

 

AKASH AGARWAL

Gründer von New Leaf Dynamic Technologies und Gewinner der Innovation Challenge 2020 in der Kategorie „Erneuerbare Energien“.

KOOPERATION I ZEF

Nutzen mit Nachweis: die Begleitforschung zur SEWOH

Die Begleitforschung zu landwirtschaftlichen Innovationen (Program of Accompanying Research for Agricultural Innovation, PARI) vereint Partner aus Afrika, Indien und Deutschland, die gemeinsam untersuchen, wie Innovationen die ländliche Entwicklung in Afrika voranbringen und so zur Bekämpfung von Hunger und Mangelernährung beitragen können. Das PARI-Konsortium wird von vier Hauptpartnern geleitet – dem Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) an der Universität Bonn, der Universität Hohenheim in Deutschland, dem Forum for Agricultural Research in Africa (FARA) in Ghana sowie der Akademiya2063 in Ruanda, die wiederum eng mit 18 afrikanischen und zwei indischen Partnern zusammenarbeiten. Seit 2015 haben die PARI-Partner knapp 200 Studien zu den Schwerpunktthemen der SEWOH veröffentlicht. Die Wissenschaftler:innen analysieren technologische und institutionelle Innovationen, die Wertschöpfungsketten in den Bereichen Ackerbau und Tierhaltung stärken können. Dabei arbeiten sie eng mit den Grünen Innovationszentren zusammen, um Forschungsergebnisse einerseits schneller aufs Feld zu bringen und andererseits die Maßnahmen der Zentren an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auszurichten.

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