Landrechte verbindlich regeln

Sichere Landrechte und verbindliche Nutzungsvereinbarungen für natürliche Ressourcen sind eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung. Weite Teile der ländlichen Bevölkerung sind für ihre sichere Ernährung auf die Nutzung von und den Zugang zu Land angewiesen. Ist dieser verwehrt oder nicht nachhaltig gesichert, sind oft Hunger und Armut die Folge. Die Ressource Land ist jedoch sowohl landwirtschaftliches Gut als auch lukratives Investitionskapital. Die Folge sind Konkurrenz und Konflikte um Grund und Boden. Darunter leiden besonders die Gruppen, die nur informelle Landrechte besitzen. Nur circa zehn Prozent der landwirtschaftlichen Böden in Afrika sind formal registriert. Im Rahmen der SEWOH wird die Anerkennung traditioneller Landrechte und die Stärkung der Landrechte marginalisierter Gruppen, zum Beispiel von Frauen und indigenen Gemeinschaften, gefördert. Gepaart mit der Förderung eines verantwortungsvollen Umgangs mit der essenziellen Ressource Land werden so die Voraussetzungen für zukunftsfähige Entwicklung geschaffen. Darüber hinaus stärkt die SEWOH in Afrika diese Bemühungen länderübergreifend durch die Unterstützung einer nachhaltigen Landpolitik über die Afrikanische Union.

PROJEKT I UGANDA

Soziale Sicherheit und Frieden durch eindeutige Landbesitzrechte

Am Beispiel Ugandas wird die Bedeutung von geregelten Landrechten deutlich: Über 80 Prozent der ausstehenden Gerichtsfälle in Uganda stehen im Zusammenhang mit Landfragen. Vor dem Hintergrund der gewaltsamen Vergangenheit des Landes, der stark wachsenden Bevölkerung und der Auswirkungen des Klimawandels wird sich die Landkonfliktproblematik in Zukunft weiter verschärfen. Aufgrund des traditionellen Bodenrechts sind Frauen und marginalisierte Gruppen besonders benachteiligt. Bereits seit Generationen besitzt die Familie von Milly Namyenya Land. Als sie von ihrem Vater Land erbte und mit anderen Erben aus der Familie das Grundstück zu gleichwertigen Teilen registrieren lassen wollte, kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit den Pächter:innen, die auf diesem Land leben und dort Anbau betreiben. Die Pächter:innen drohten Milly Namyenya und ihrer Familie – den rechtmäßigen Landbesitzenden – mit Gewalt, sodass diese den Prozess der Registrierung abbrachen. Milly Namyenya versuchte immer wieder vergeblich ein friedliches Gespräch mit ihren Pächter:innen aufzunehmen. Aufklärungskampagnen in ihrem Dorf brachten schließlich die Kehrtwende: Die Pächter:innen kontaktierten sie und schlossen Frieden mit ihr. „Ich bin nun eine stolze Landbesitzerin“, freut sich die 65-Jährige und lobt dabei das mittlerweile gute Verhältnis zu ihren Pächter:innen. Heute steht Milly Namyenya im engen Kontakt mit ihren Pächter:innen und kennt die Maße ihrer Landparzelle. Mit ihren Pachteinnahmen finanzierte sie den eigenen Hausbau.

„Nachdem ich mein Land habe registrieren lassen, hat sich die Beziehung zu meinen Pächter:innen deutlich verbessert.“

 

MILLY NAMYENYA

lebt in Zentraluganda, wo die ehemalige Protektoratsregierung die Landbesitzform Mailo einführte. Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung und Konfliktlösung verhalfen ihr zur friedlichen Konfliktbeilegung mit ihren Pächter:innen.

PROJEKT I DEUTSCHE WELTHUNGERHILFE I ÄTHIOPIEN I BURKINA FASO I LIBERIA I SIERRA LEONE

Multi-Akteurs-Plattformen zur Stärkung der Landrechte bäuerlicher Familien

Über Generationen bewirtschaften weltweit Millionen kleinbäuerlicher Familien Land, ohne über verbriefte oder anerkannte Rechte dafür zu verfügen. Und das Interesse auch anderer Akteure an diesem Land steigt: für die Umsetzung großer Entwicklungsprojekte, für großflächige landwirtschaftliche Produktion oder für wachsende Städte. Wie kann es gelingen, diese unterschiedlichen Interessen in Einklang zu bringen und die politischen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sie internationalen menschenrechtsbasierten Standards entsprechen?

PROJEKT I DEUTSCHE WELTHUNGERHILFE I ÄTHIOPIEN I BURKINA FASO I LIBERIA I SIERRA LEONE

Teilnehmer Multi-Akteurs-Plattform
Viele, die sich für sichere Landrechte einsetzen, kommen zusammen beim Treffen der Multi-Akteurs-Plattformen in Liberia.

In Äthiopien, Burkina Faso, Liberia und Sierra Leone unterstützt die Welthungerhilfe Partnerorganisationen beim Aufbau von Multi-Akteurs-Plattformen (MAP) zu guter Landverwaltung. Vertretungen von Ministerien, zivilgesellschaftliche Organisationen, Unternehmen und andere relevante Akteure verständigen sich in diesen Plattformen über die größten Herausforderungen und entscheiden gemeinsam, wie Landreformprozesse und Agrarinvestitionen verantwortlich gestaltet werden können. Dabei ist es ein zentrales Anliegen, dass sich vor allem die legitimen Landnutzenden in ländlichen Gemeinden – Frauen, Jugendliche und andere – in diesen Prozessen einbringen können. „Die MAP-Prozesse kultivieren Beziehungen der Offenheit und des Vertrauens mit auffallenden Ähnlichkeiten in allen Ländern“, stellte eine externe Evaluierung Ende 2019 fest. So lassen sich gemeinsam Erfolge wie zum Beispiel in Liberia erreichen, wo ein neues Landgesetz zum ersten Mal die kollektiven Landrechte von ländlichen Gemeinschaften und den gleichberechtigten Zugang von Frauen zu Land schützt.

WIRKUNG DER SEWOH I LANDRECHTE

Mindestens 175.000 Haushalte werden über gesicherte Landrechte verfügen.

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