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Rose Okello ist eine Matoke-Bäuerin und alleinerziehende Mutter, die in einem Dorf in der Nähe von Mbarara, einer Stadt im Süden Ugandas, lebt. Um sicherzustellen, dass sie die Lebensmittel für ihre Familie, die Schulgebühren für ihre Kinder und andere Ausgaben pünktlich bezahlen kann, nutzt Rose verschiedene Finanzdienstleistungen. Ihre Geschichte zeichnet Hürden aber auch Hoffnung für Frauen in der Agrarwirtschaft.
Rose braucht eine Finanzierung, um ihr Bananengeschäft auszubauen!
Rose Okello ist eine Matoke-Bäuerin und alleinerziehende Mutter, die in einem Dorf in der Nähe von Mbarara, einer Stadt im Süden Ugandas, lebt. Matoke ist eine Bananenart, die zum Kochen verwendet wird und das wichtigste Grundnahrungsmittel in Uganda. Im Gegensatz zu anderen Feldfrüchten kann Matoke das ganze Jahr über angebaut werden, aber dennoch schwankt Roses Einkommen, je nachdem, wie viel sie ernten und verkaufen kann. Um sicherzustellen, dass sie die Lebensmittel für ihre Familie, die Schulgebühren für ihre Kinder und andere Ausgaben pünktlich bezahlen kann, nutzt Rose verschiedene Finanzdienstleistungen: Sie hat ein Konto bei einer lokalen Finanzgenossenschaft, nutzt mobile money für Überweisungen, spart mit einer Frauenspargruppe in ihrem Dorf und hat es geschafft, von einer lokalen Mikrofinanzinstitution einen Kredit zu bekommen, um Dünger für ihre Bananenbäume zu kaufen.
Dass es ihr gelungen ist, einen Kredit zu bekommen, unterscheidet sie von vielen anderen Frauen (und Männern!), die in der Landwirtschaft tätig sind. Der Sektor stellt einen großen Teil der Arbeitsplätze (im Durchschnitt 50 % in Afrika südlich der Sahara). Bei den Frauen sind die Zahlen noch höher: Im Durchschnitt arbeiten 79 % der erwerbstätigen Frauen in der Landwirtschaft. Dennoch fließen weniger als 10 % der Kredite von Geschäftsbanken in Ländern südlich der Sahara in die Landwirtschaft, und davon wiederum nur ein geringer Teil an Frauen. Rose hat es geschafft - viele schaffen es nicht!
Die Ursachen für viele Hindernisse, die Frauen betreffen, liegen in geschlechterspezifischen sozialen Normen.
Frauen spielen eine wichtige, aber oft unsichtbare Rolle in der Agrar- und Ernährungswirtschaft
Frauen arbeiten meist in der Primärproduktion und sind oft nicht am Verkauf der Ernte beteiligt. Sie beschäftigen sich häufiger mit dem Anbau von Nahrungsmitteln als mit dem Anbau von Nutzpflanzen (cash crops), wobei erstere als Pflanzen für Frauen und letztere als Pflanzen für Männer gelten. Neben dem Anbau sind Frauen in verschiedenen anderen Bereichen tätig, als Eigentümerinnen, Geschäftsführerinnen oder Angestellte von landwirtschaftlichen Unternehmen entlang der Wertschöpfungsketten.
Warum ist es so wichtig, den Zugang zu Finanzdienstleistungen für Frauen im Agrar- und Ernährungssektor zu fördern?
Finanzdienstleistungen können die Resilienz stärken, d. h. die Vorbereitung auf und das Management von Risiken sowie die Erholung nach Katastrophen. Sie können Frauen die Möglichkeit geben, in ihre Zukunft zu investieren. Untersuchungen zeigen, dass Frauen einen wesentlich größeren Teil ihres Einkommens in ihre Familien investieren als Männer (ca. 90 % gegenüber nur 30-40 % bei Männern). Sie investieren in Bildung, Gesundheit und Lebensmittel für ihre Kinder. Mit einem eigenen Konto haben Frauen mehr Einfluss auf die Finanzen ihres Haushalts. Konten können finanzielle Unabhängigkeit ermöglichen und die wirtschaftliche Selbstbestimmung stärken, indem sie es einfacher, sicherer und billiger machen, Lohnzahlungen von Arbeitgebern zu erhalten, Überweisungen an Familienmitglieder zu tätigen und Waren und Dienstleistungen zu bezahlen.
Aus Sicht der Finanzdienstleister sind Frauen weniger riskante Kunden, da sie risikoscheuer sind als Männer und daher in weniger riskante Aktivitäten investieren. Eine Studie zeigt auch, dass Frauen Kredite in höherem Maße zurückzahlen als Männer. Schließlich ist der Agrar- und Ernährungssektor von zentraler Bedeutung für die Ernährungssicherheit, die Schaffung von Arbeitsplätzen und ein integratives Wachstum. Hätten Frauen in gleichem Maße wie Männer Zugang zu Ressourcen, könnten die Erträge um 20-30 % steigen, was die landwirtschaftliche Produktion in den Entwicklungsländern um 2,5-4 % erhöhen würde.
Warum haben Frauen keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen?
Sie sind mit vielen Barrieren konfrontiert, z. B. fehlenden Sicherheiten, fehlendem Zugang zu Identitätsdokumenten, geringer Allgemein- und Finanzbildung, der geografischen Entfernung zu Finanzinstitutionen, den Risiken der landwirtschaftlichen Produktion und extremen Wetterbedingungen. Einige dieser Hindernisse betreffen Frauen unverhältnismäßig stark, andere sind frauenspezifisch.
Der fehlende Zugang zu Finanzdienstleistungen ist eines der Haupthindernisse für Unternehmer*innen im Agrar- und Ernährungssektor, und dies gilt umso mehr für Frauen.
Die Ursachen für viele Hindernisse, die Frauen betreffen, liegen in geschlechterspezifischen sozialen Normen.Sie beschreiben, wie wir uns aufgrund der Art und Weise, wie wir oder andere unser Geschlecht identifizieren, zu verhalten haben, und können für Frauen auf vielen verschiedenen Ebenen zu Barrieren führen, unter anderem bei der Führung von Unternehmen und beim Zugang zu Finanzdienstleistungen. Wenn beispielsweise soziale Interaktionen zwischen nicht verwandten Männern und Frauen verboten sind, wenn Frauen nicht ohne männliche Begleitung aus dem Haus dürfen oder wenn die Pflegearbeit als alleinige Aufgabe der Frauen angesehen wird, ist es für Frauen schwieriger, wenn nicht gar unmöglich, an Schulungen teilzunehmen oder sich über die Aufnahme eines Kredits oder die Eröffnung eines Kontos zu informieren.
Was können wir tun?
Geschlechternormen prägen das Verhalten, und sie sind in Familien und Gemeinschaften verankert. Es ist wichtig zu verstehen, welche dieser Normen in den Zielgruppen, mit denen wir arbeiten, vorherrschen. Programme können eine Diagnose der Geschlechternormen gemeinsam mit den Gemeinden durchführen, einschließlich Männern und Frauen, religiösen und anderen lokalen Autoritäten. Was die Finanzinstitutionen betrifft, so kann eine Gender-Analyse dazu beitragen, die Stärken und Entwicklungsbereiche einer Institution in Bezug auf Gender zu verstehen. Es ist eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, auf Frauen zugeschnittene Dienstleistungen zu fördern, sowie über die Verfügbarkeit von (personellen und finanziellen) Ressourcen, einschließlich der internen Kapazitäten und Fachkenntnisse.
Beispielsweise sollten Schulungen in Finanzwissen oder Unternehmertum so organisiert werden, dass sie zeitlich und örtlich auf die Verfügbarkeit und die Möglichkeiten der Frauen abgestimmt sind, und dabei berücksichtigen, dass Frauen sich um Haushalt und Kinderbetreuung kümmern müssen. Je nach Kontext könnten Frauen separat und/oder gemeinsam mit Männern geschult werden, um zu vermeiden, dass sich Männer übergangen fühlen oder Angst um ihre Rolle im Haushalt haben und dadurch negative Auswirkungen zu befürchten sind.
Ein weiterer Lösungsansatz sind digitale Finanzdienstleistungen. Eine Studie über die Auswirkungen von M-Pesa auf kenianische Frauen hat gezeigt, dass zwischen 2006 und 2016 185.000 Frauen über die Subsistenzlandwirtschaft hinausgewachsen sind, weil M-Pesa ihnen mehr Einfluss auf wirtschaftliche Entscheidungen gab und es ihnen ermöglichte, Überweisungen direkt auf ihr eigenes Handykonto zu erhalten.
In einer Kooperation zwischen der GIZ und der Jaiz Bank in Nigeria wurden gemeinsam Leitlinien für Finanzinstitutionen entwickelt, wie sie weibliche Kunden in ihre Prozesse einbeziehen können. Die Jaiz Bank griff diese Leitlinien auf, führte eine institutionelle Gender-Analyse durch und entwickelte ein Kreditprodukt für Frauen in der Reiswertschöpfungskette. Dieses Produkt zeichnet sich durch angepasste Regeln für den Identitätsnachweis aus, indem Wählerausweise akzeptiert werden, die Kontoeröffnung am Schulungsort erfolgt und den Frauen somit der Weg zur Bankfiliale erspart wird. Zudem wurden die Bedingungen für Garantien angepasst. Auf diese Weise konnten in den ersten zwei Jahren fast 500 Frauen einen Kredit aufnehmen, welche vorher keinen Zugang hatten.
Der Practioners Guide "How to foster access to finance for women in the agri-food sector" wurde von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) veröffentlicht. Der Guide enthält Einblicke, Hintergrundinformationen und Anleitungen für eine bessere Existenzsicherung und eine größere wirtschaftliche und soziale Resilienz speziell für Frauen im Agrar- und Ernährungssektor. Im speziellen wird thematisiert, wie der Zugang zu Finanzdienstleistungen gefördert werden kann.
Hier ein Hintergrundvideo zum GIZ-Globalprojekt "Förderung von Agrarfinanzierungen für agrarbasierte Unternehmen im ländlichen Raum" (GP AgFin) mit besonderem Fokus auf islamische Finanzierungen für Kleinbauern und agrarbasierte Unternehmen und die Einbeziehung von Frauen in ländlichen Gebieten in Nigeria einsehen.