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Pratima Gurung, Vorsitzende der National Indigenous Disabled Women Association Nepal (NIDWAN) und Generalsekretärin des Indigenous Persons with Disabilities Global Network (IPWDGN), setzt sich seit Jahren für die Rechte indigener Frauen mit Behinderungen ein – in Nepal, Asien und weltweit. Im Interview spricht sie über Fortschritte, Herausforderungen und warum Inklusion ein globales Thema ist, das uns alle angeht. Ihr Appell: Politische Räume müssen inklusiv und intersektional gestaltet werden.
Warum ist es wichtig, inklusive politische Räume für Menschen mit Behinderungen und andere Akteure zu schaffen?
Pratima Gurung: Ich vertrete indigene Menschen mit Behinderungen in Nepal. Es ist entscheidend, Räume zu schaffen, in denen Menschen mit Behinderungen nicht als Objekte, sondern als handelnde Subjekte anerkannt werden. Die UN-Behindertenrechtskonvention bietet einen klaren normativen Rahmen, der die Rechte von Menschen mit Behinderungen weltweit schützt, fördert und sichert – sie machen etwa 16 % der Weltbevölkerung aus. Dieses völkerrechtlich verbindliche Dokument enthält jedoch keine konkreten Mechanismen für die direkte Beteiligung anderer wichtiger Akteure.
Daher ist es von zentraler Bedeutung, politische Prozesse so zu gestalten, dass nicht nur Staaten und Menschen mit Behinderungen selbst einbezogen werden, sondern auch andere Akteure wie die Privatwirtschaft, die Wissenschaft, Institutionen, zivilgesellschaftliche Organisationen sowie verschiedene direkte und indirekte Netzwerke.
Sie fordern einen ganzheitlichen Ansatz.
Das grundlegende Ziel ist es, Inklusion von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft zu verankern, denn Behinderung ist ein soziales Thema – und damit ein Thema, das uns alle betrifft. Diese Arbeit beschränkt sich nicht auf entwickelte Länder, sondern betrifft sowohl Industrie- als auch Entwicklungsländer. Es ist entscheidend, gemeinsam zu prüfen und zu bewerten, was auf lokaler Ebene bereits umgesetzt wurde und welche Maßnahmen für Menschen mit Behinderungen – insbesondere für unterrepräsentierte Gruppen – ergriffen wurden. Menschen mit Behinderungen sind keine homogene Gruppe. Behinderung überschneidet sich mit Geschlecht, Kaste, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Region und vielen weiteren vielfältigen geschlechtlichen Identitäten. Wir bringen diese globalen Perspektiven zusammen, um die Agenda für eine sinnvolle und inklusive Behindertenpolitik zu gestalten.
Wenn es um die konkrete Umsetzung der Menschenrechte von Menschen mit Behinderungen geht: Warum sehen wir so viele Rückschläge?
Ich würde nicht von einem Scheitern sprechen, denn alle Mitgliedstaaten, die die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert haben, haben eine rechtliche Verpflichtung. Ich erkenne auch an, dass jeder Mitgliedstaat seine eigenen Prioritäten hat. Sie sind sich auch der verfügbaren Ressourcen und des politischen Engagements ihrer Regierungen bewusst. Wenn man sich das politische Engagement insgesamt anschaut, würde ich sagen, dass es Fortschritte gegeben hat, vor allem im Vergleich zur Situation vor 20 Jahren.
Was ist passiert?
Wir sehen heute, dass Menschen mit Behinderungen zu Fürsprecher*innen geworden sind. Sie sind zu Führungspersönlichkeiten geworden – mit dem Anspruch, niemanden zurückzulassen. Es gibt ein wachsendes Bewusstsein, und wir beobachten einen allmählichen Fortschritt. Auch die Mitgliedstaaten zeigen Engagement. Sie verstärken ihre Bemühungen und bewegen sich langsam, aber stetig voran. Doch es muss noch mehr getan werden. Wir müssen eingreifen, unsere Regierungen zur Rechenschaft ziehen und unsere kontinuierliche Interessenvertretung und Kampagnenarbeit fortsetzen, damit alle Regierungen und Akteure Verantwortung für die ihnen übertragenen Mandate übernehmen.
Wenn Sie an der Macht wären, was müsste als Erstes getan werden?
Wenn ich an der Macht wäre, würde ich die vollständige Inklusion aller Menschen mit Behinderungen sicherstellen, damit sie ein würdevolles Leben führen können – gleichberechtigt mit allen anderen. Und diese Inklusion würde zu Hause beginnen.
Sie haben bereits erwähnt, dass Sie Fortschritte sehen. Wo stehen wir in zehn Jahren?
In zehn Jahren, so glaube ich, werden die meisten Organisationen, die von Menschen mit Behinderungen geleitet werden oder sie vertreten, stärker befähigt und selbstbestimmter sein. Sie werden in der Lage sein, ihre Rechte einzufordern, durchzusetzen und vollständig wahrzunehmen. Gleichzeitig sehe ich aber auch eine zunehmende Tendenz: Aufgrund globaler Krisen, wie der Klimakrise und anderer anhaltender Herausforderungen, die unser tägliches Leben und unsere Gesundheit beeinträchtigen, wird die Zahl der Menschen mit unterschiedlichen Formen von Behinderungen deutlich steigen. Behinderung wird dadurch noch stärker zu einem globalen Thema, das uns alle betrifft.