Von der Flucht zu mehr Selbstbewusstsein

In Afghanistan sind Tausende im eigenen Land vertrieben und leben in Armut. Ein Projekt bringt Bildung und Akrobatik in ihr Leben.

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Für die Kinder und Jugendlichen aus den Flüchtlingslagern sind die Aktivitäten des Sozial-Zirkus-Programms besonders beliebt. (c) Asbach / Welthungerhilfe

Projektziel

Schaffung nachhaltiger Lebensgrundlagen für binnenvertriebene und zurückkehrende afghanische Familien

Region

Afghanistan, einschließlich Kabul, Paghman und Shakar Dara

Zielgruppe

Unterstützt werden 23.485 Personen – durch Alphabetisierung, Einkommen schaffende Maßnahmen, der Verbesserung landwirtschaftlicher Infrastruktur, Schulungen in landwirtschaftlichen Techniken und psycho-sozialer Arbeit mit Kindern.

Laufzeit

Juli 2015 bis März 2019

 

Seit vierzig Jahren wüten bewaffnete Konflikte in Afghanistan und fordern jeden Tag Opfer. Die Wirtschaft liegt brach, die Menschen haben Angst und verlassen ihre Heimat. Sie suchen Asyl in anderen Staaten oder Zuflucht in den Flüchtlingscamps afghanischer Städte. So muss die Provinz Kabul enorm viele Binnenvertriebene und Rückkehrer integrieren. Allein in der Hauptstadt leben rund 40.000 Menschen in Slums. Sie hausen in maroden Lehmhütten, ohne fließend Wasser, Strom oder adäquaten Toiletten. Familien haben alles verloren: ihr Land, ihr Vieh, ihre Kultur, ihre Zukunft. Die Kinder kennen nur Krieg, sie sind traumatisiert. Ihre Eltern hatten nie Gelegenheit, eine Schule zu besuchen. Ihnen fehlt jede ärztliche Versorgung, Bildung oder Einkommensmöglichkeit. Was brauchen diese Menschen, um der Armut und Verzweiflung zu entkommen?

 

Lesen, Schreiben, Hühner züchten

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Kabul: Afghanische Flüchtlingskinder im Chaman-E-Babrak Camp. (c) Sadaat / Welthungerhilfe

Die Welthungerhilfe unterstützt rund 25.000 Binnenvertriebene in drei Gemeinden der Provinz Kabul. Erwachsene lernen in Kursen Lesen und Schreiben. Die meisten von ihnen sind Frauen. Sie lernen auch, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Zum Beispiel durch das Züchten von Geflügel oder den Anbau von Gemüse, selbst auf dem begrenzten Raum der Camps. Auch Schneiderkurse sind gut besucht. Der Verkauf der Produkte verbessert das Familieneinkommen.

Doch die Welthungerhilfe muss behutsam vorgehen und Traditionen berücksichtigen: „Die Erwerbstätigkeit der Frau rüttelt am Selbstverständnis und Selbstbewusstsein des Mannes“, sagt Katja Richter, Landesdirektorin der Welthungerhilfe in Afghanistan. Deshalb bezieht die Welthungerhilfe die Männer mit ein und vermittelt ihnen, wie wichtig der Nebenerwerb der Frauen für die gesamte Familie ist.

 

Erfolg durch Zaubertrick

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Blick vom Berg Kohi Asamayi (TV Hill) auf süd-westliche Stadtteile Kabuls in Abendstimmung. (c) Christoph Püschner

Auch für die Kinder und Jugendlichen aus 22 Flüchtlingslagern und deren umliegenden Gemeinden engagiert sich die Welthungerhilfe und ihre lokalen Partner. Sie bauen Spielplätze mit sogenannten „Funtainern“ auf. Hier können die Jungen und Mädchen in Ruhe jonglieren, malen, spielen und basteln. Die „Funtainer“ werden von speziell ausgebildeten Teams betreut. Besonders beliebt und wirksam sind die Aktivitäten des Sozial-Zirkus-Programmes. Die Kinder lernen, Konflikte zu lösen, sich gegenseitig zu helfen und haben Erfolgserlebnisse, wenn etwa ein Zaubertrick funktioniert. So gewinnen sie Selbstvertrauen - für die meisten eine ganz neue Erfahrung.

 

In eigenen Versammlungen lernen Kinder Demokratie. In diesen sogenannten Kinder-Shuras lernen Jungen wie Mädchen, ihre Anliegen zu formulieren und vorzutragen. Sie erstellen Plakate und präsentieren sie vor den anderen Kindern. Ein Höhepunkt sind die regionalen Kinder-Shuras. Beim letzten Mal trafen sich 64 Jungen und Mädchen aus acht Camps zwei Tage lang im Kinderzentrum der Partnerorganisation. Für motivierte Jugendliche hat die Welthungerhilfe das Programm „Young Leaders“ entwickelt, durch das sie demokratische Prozesse üben, ihre Persönlichkeit stärken und Zukunftsvisionen entwickeln. Das Ziel: sich eines Tages für ihre Belange und damit für die aller Binnenflüchtlinge in Afghanistan einsetzen zu können.

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Ein Projekt von

Welthungerhilfe

Welthungerhilfe (WHH)

Die Deutsche Welthungerhilfe e. V., kurz Welthungerhilfe, ist eine konfessionell und politisch unabhängige, gemeinnützige und nichtstaatliche Hilfsorganisation der Entwicklungszusammenarbeit und der Nothilfe.

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