Mechanisierung als Einzellösung

Fortschritt in der Landwirtschaft nimmt Rücksicht auf regionale Errungenschaften - eine Erfahrungsreportage aus Äthiopien.

Kenia: Mechanisierung der Landwirtschaft. Photo: Jörg Böthling/GIZ
Kenia: Mechanisierung der Landwirtschaft. Photo: Jörg Böthling/GIZ

Landwirt Eshetu ist einer von Millionen äthiopischer Bauern, die ihre Felder noch immer mit Ochsen bestellen. Denn er hat schlicht zu wenig Geld, um moderne Traktoren zu mieten oder gar zu kaufen. Zudem liegt seine kleine Farm fernab von befestigten Straßen und ist für schweres Gerät quasi unerreichbar.

„Die Erkenntnis mussten wir erst einmal verarbeiten“, erinnert sich Projektmanagerin Andrea Wilhelmi von den Grünen Innovationszentren. „Denn zu Beginn des Projekts waren wir für mehrere Länder Partnerschaften mit europäischen Maschinenherstellern eingegangen. Unsere Devise lautete: Mit der Einführung moderner Technik den lokalen Markt stimulieren.“

 

Äthiopischer Landwirt Eshetu. Photo: GIZ
Äthiopischer Landwirt Eshetu. Photo: GIZ

Das Problem dabei: Wo kein Markt ist, kann auch nichts stimuliert werden. Ein Umdenken setzte ein: Das grüne Innovationszentrum in Äthiopien unterstützt seitdem lokale Erfinder bei der Entwicklung einfacher und erschwinglicher Geräte. Dazu gehört auch der junge Tüftler Alemayehu: Sein mechanisches Gerät zur Aussaat von Weizen in Reihe – genannt ART – wird von Ochsen gezogen. Gekauft hat es Landwirt Eshetu für umgerechnet 230 EURO. Die Investition zahlt sich aus: „Ich ernte auf einem Hektar eine Tonne mehr als vorher", resümiert Eshetu und erläutert die Vorteile der Innovation: "Mit ART müssen wir nicht hinter dem Ochsen hergehen und die Samen einzeln in die Rille werfen. All das übernimmt das Gerät.“

 

Im Nu hatte Eshetu auch seine Nachbarn überzeugt: „Einer hat sogar Geld und Zeit investiert, um ART für seine Zwecke anzupassen – die Maschine ist nun weniger sperrig für den Transport zwischen seinen Feldern“.

Landwirt Solomon Daba zeigt seinen traditionellen Holzpflug. Photo: GIZ
Landwirt Solomon Daba zeigt seinen traditionellen Holzpflug. Photo: GIZ

Der Farmer aus der Arsi-Region tauschte zudem seinen traditionellen Holzpflug gegen eine neuartige Version aus Metall – den so genannten Berken Maresha. Damit kann er einen Hektar Land in nur ein bis zwei Tagen für die Aussaat vorbereiten – kein Vergleich zur doppelt so langen Schwerstarbeit zuvor.

Ob sich ART und Berken Maresha auf Dauer durchsetzen, hängt unter anderem davon ab, wie langlebig sie auch bei besonders hartem Boden sind.

 

Die Grünen Innovationszentren haben ihre Lehren jedoch bereits gezogen: „Wir brauchen beides: Ansätze zur lokalen Produktion von Landmaschinen sowie Investitionen von deutschen und internationalen Firmen speziell für größere Betriebe“, so Andrea Wilhelmi. „Letzteres muss aber gekoppelt sein mit dem Aufbau von Nutzungs- und Reparaturservices auf lokaler Ebene.“

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