Vom Baum auf die Straße: Die Geschichte von Naturkautschuk

 

Naturkautschuk ist in vielen Produkten unseres alltäglichen Lebens verarbeitet, wie Reifen, Schuhe, Latexhandschuhe und Matratzen. Doch während sich Nachfrage und Wertschöpfung weitgehend auf die Industrieländer konzentrieren, wird der Rohstoff fast ausschließlich im globalen Süden gewonnen – vor allem in Südostasien, aber auch in Lateinamerika und Afrika. Wegen seiner einzigartigen Eigenschaften ist Naturkautschuk konkurrenzlos – selbst gegenüber Synthesekautschuk oder anderen pflanzlichen Alternativen.

 

Doch der Kautschukmarkt ist seit Jahrzehnten bedroht: Harte körperliche Arbeit, inkonstante Einkommen, ineffiziente Methoden zur Kautschukgewinnung und Verlust der regionalen Biodiversität durch Entwaldung führen zum Rückgang der Kautschukproduzent*innen. Die Lieferketten sind durch ihre vielen Stationen häufig lang und intransparent. Ein Aufruf zum Handeln: Immer mehr Initiativen und Produzenten setzen sich dafür ein, entwaldungsfreie Anbauregionen zu schaffen und Kleinbäuerinnen und -bauern in nachhaltigen Anbaumethoden zu schulen.

 

So auch in Kolumbien, wo der Schuhhersteller „Cueros Vélez“ aus nachhaltig produziertem Naturkautschuk hergestellte Sohlen in seinen Schuhen verarbeitet. Wie der aus dem Kautschukbaum gewonnene Saft zum zuverlässigen Wegbestreiter auf unseren Straßen wird, zeigt die Fotostrecke:

Werfen wir einen Blick an den Anfang der Naturkautschuk-Lieferkette

 
Latex wird mit dem Prozess des „Anzapfens“ aus dem Kautschukbaum gewonnen. Dabei handelt es sich um eine im kolumbianischen Amazonasgebiet heimische Baumart, die von ländlichen Familien als Nutzpflanze angepflanzt wurde und als "produktiver Wald" betrachtet wird. Der gewonnene Latex wird von den Bauernfamilien von Hand geronnen.

Vom Baum auf die Straße

Auf dem Weg zu transparenten Lieferketten im Naturkautschuksektor unterstützt das Projekt INCAS Global+ (Innovation in Sustainable Agricultural Supply Chains) dabei, die einzelnen Glieder der Kette miteinander zu verknüpfen. Das Projekt bringt sich nicht nur in die Lieferkette für Naturkautschuk, sondern auch in den Lieferketten für Kaffee, Kakao, Palmöl und Bananen ein. Es erreicht mehr als 9.000 landwirtschaftliche Betriebe in den Bereichen regenerative Landwirtschaft, biologische Vielfalt, nachhaltiger Handel, Mitbestimmung von Frauen und jungen Menschen, Innovation, EU-Entwaldungsverordnung (EU Deforestation Regulation – EUDR), Klimawandel und bessere Arbeitsbedingungen.

 

“Die Formulierung und Stärkung dieser Kette ermöglicht es uns, unsere Exporte, unsere Geschäfte und unser Marketing auf nationaler und internationaler Ebene zu verbessern. Außerdem haben die beteiligten Akteure sowohl ihre Stärken als auch ihre Bedürfnisse erkannt und können sie gemeinsam angehen”

 

sagt Fernando García Rubio,
Executive Director des Colombian Rubber
Conferderation and Center of Research for
Rubber Cultivation "Ceniaucho".

Sammlung & Lieferung an Emprocaucho

Der geronnene Latex wird von den Farmen zu einer agroindustriellen Anlage (Emprocaucho SAS) gebracht. Sie gehört dem Erzeugerverband der Naturkautschukproduzenten von Caquetá (ASOHECA) an.

Soles

Der Weg des Naturkautschuks

Kautschukmischung und Herstellung der Schuhsohlen

Der TSR-20-Kautschuk wird an Creatum geliefert – einem Unternehmen, das Sohlen für die Schuhindustrie herstellt. Der Kautschuk durchläuft einen Mischprozess, in dem verstärkende Füllstoffe und Vulkanisationsmittel hinzugefügt werden. Anschließend erhält das Material im Vulkanisierungs- und Pressverfahren seine Sohlenform und erhält die vom Schuhhersteller gewünschte Form und das gewünschte Design.

Endfertigung des Produkts

Jede Sohle wird von den Mitarbeiter*innen der Fabrik manuell poliert und verpackt.

Soles
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Nachhaltigkeitszertifizierung und Rückverfolgbarkeit

Die aus Rohstoffen von AgriChains-Partnern erzeugten Sohlen werden mit dem FSC-Siegel für Waldwirtschaft zertifiziert. Das Siegel garantiert die Rückverfolgbarkeit von nachhaltigen Rohstoffen und versichert dem Endverbraucher, dass sie nicht aus Anbauregionen stammen, für die entwaldet wurde.

Zertifizierter Produkttransfer mit Chain-of-Custody-Konformität

Die Sohlen werden anschließend an das Unternehmen Cueros Vélez geschickt. Dabei stellt die FSC-Produktkettenzertifizierung (Chain of Custody - COC) sicher, dass FSC-zertifizierte Materialien jederzeit identifizierbar bleiben.

Soles
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Vorbereitung für den Verkauf

Im letzten Verarbeitungsschritt werden die Sohlen an den auch aus nachhaltigen Materialien bestehenden Schuhen befestigt. Das fertige Produkt kann so an Geschäfte geliefert werden. Vélez-Schuhe werden auf dem kolumbianischen und lateinamerikanischen Markt vertrieben. Das Unternehmen plant, auch in den europäischen Markt zu expandieren.

Über die Dokumentation

Die Dokumentation dieses Prozesses wurde durch das Globalvorhaben AgriChains der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Kolumbien durchgeführt. Es operiert unter dem Namen INCAS Global+ (Innovation in Sustainable Agricultural Supply Chains). Mehr über das Programm.

 

Die Bildmaterialien wurden 2024 unter der Leitung von Carlos Castellanos (GIZ Kolumbien), Wilmar Bahamon (GIZ Kolumbien) und der Agentur Rulo Brothers aufgenommen. Das Design und die Texte der Website wurden von Carlos Castellanos und Yvonne Bielfeld (beide GIZ) erstellt.

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