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Von Julia Kummer
Wenn Frauen die Konrolle über die Ressourcen eines Haushalts haben und das Einkommen verwalten, führt das meist zu einer ausgewogeneren und gesünderen Ernährung der Familie. Doch oft liegt die Entscheidungsgewalt bei den Männern. Wie kann diese Geschlechterungleichheit aufgebrochen werden? Einblicke in die vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanzierte Projektarbeit zu Gender-transformativen Ansätzen gibt das Globalvorhaben Ernährungssicherung und Resilienzstärkung der GIZ.
Da Frauen und Mädchen häufiger von allen Formen der Fehlernährung betroffen sind, müssen ernährungssichernde Maßnahmen vor allem auf die Stärkung dieser Zielgruppe ausgerichtet sein. Viele Maßnahmen zur Stärkung der Rolle der Frau gehen jedoch oft nur unzureichend auf die zugrunde liegenden Ursachen von Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern ein. Männer besitzen meist die Entscheidungsgewalt und Kontrolle über die Ressourcen in den Haushalten, sie erwerben oftmals die Konsumgüter und Lebensmittel auf dem Markt und verwalten das Einkommen der Familie. So tragen sie ganz entscheidend zu einer ausgewogenen oder unausgewogenen Ernährungsweise der anderen Mitglieder des Haushaltes bei. Das Globalvorhaben Ernährungssicherung und Resilienzstärkung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) konzentriert sich daher neben der Verwirklichung des Menschenrechts auf angemessene Nahrung auch auf die Förderung gender-sensitiver und – transformativer Ansätze. Männer werden als indirekt erreichte Begünstigte in der Projektimplementierung direkt adressiert.
Gender-transformative Ansätze (GTA) haben das Potenzial, politische, soziale und strukturelle Dimensionen der Gleichberechtigung der Geschlechter zu verändern und langfristigen sozialen Wandel zu erreichen.
Die Einbeziehung von Männern und weiteren Haushaltsmitgliedern (z.B. Großeltern, Schwiegermütter etc.) ist demnach eine wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltige Veränderung der Ernährungsdiversität und des Hygieneverhalten im Haushalt.
Eine Vielzahl von bereits etablierten Interventionen zeigen, dass die Integration von Männern zentral ist, um Genderrollen und Stereotypen nachhaltig zu adressieren, Frauen zu empowern und somit eine Grundlage zur Erreichung von Projektzielen zu schaffen. Gender-transformative Ansätze müssen dafür in die Struktur des Vorhabens eingebettet werden. Für die Nachweisbarkeit von Wirkungen dieser Maßnahmen muss zudem die Messbarkeit von Verhaltensänderungen verbessert und sichergestellt werden. Die folgenden Projektbeispiele sollen stellvertretend einige implementierte Ansätze veranschaulichen.
Durch „Soap Operas“ werden in Burkina Faso Kernaussagen gendertransformativer Ansätze in einer anschaulichen und einfachen Art und Weise gezielt an viele Menschen herangetragen. Dieser Ansatz ist deshalb so wirkungsvoll, da die Szenen von der Alltagsrealität der Gemeinden inspiriert wurden.
Der Zuschauer erkennt sich daher in dem Hauptdarsteller wieder, welcher als "Change Maker" dargestellt wird.
Der Film regt zum Lachen und Nachdenken an und ermutigt die Männer, sich an der Förderung guter Ernährungs- und Hygienepraktiken zu beteiligen und ihre Frauen dadurch zu stärken, dass sie sich beispielsweise an Entscheidungsprozessen im Haushalt beteiligen und zur Kultivierung von Landflächen für die Nahrungsmittelproduktion beitragen. Das Happy End für das Hauptdarstellerpaar des Films zeigt, dass durch die Kommunikation des Mannes mit seiner Frau und sein Engagement für Ernährung die gesamte Familie profitieren kann.
Ähnliches wird auch in Indien in Form von Straßentheatern durchgeführt. Es wurden partizipative und gemeindebasierte Straßentheater im Distrikt Khandwa pilotiert, um Gendernormen und Stereotypen im Bereich der Ernährung und Kinderbetreuung aufzudecken und zu hinterfragen. Männer und weitere Haushaltsmitglieder werden bei solchen Straßentheatern explizit angesprochen. Zudem wurden im Rahmen eines Gender-Dialogs diese Themen nach der Theateraufführung mit den Zuschauenden reflektiert. So soll ein Bewusstsein der lokalen Bevölkerung zu den Auswirkungen von Gender Normen in Zusammenhang mit einer gesunden und diversifizierten Ernährung und Hygiene geschaffen werden.
Ein weiterer Ansatz in Burkina Faso sind die „Schulen für Männer“. Diese Art von Peer-Education-Ansatz wird in ähnlicher Form auch in Malawi, Togo und Sambia umgesetzt. Der Austausch bietet Raum für Reflexion und Entscheidungsfindung zwischen von der Gemeinschaft benannten männlichen Vorbildern und anderen Männern der Dorfgemeinschaft, um diese zu ermutigen positive Verhaltensweisen zu übernehmen. Die Mitglieder der “École des Maris“ treffen sich kontinuierlich und nehmen an Schulungen zu ausgewählten Themen teil. Gemeinsam werden "kleine durchführbare Aktionen" festgelegt, die sich positiv auf den Haushalt auswirken, wie z. B. die Beteiligung an der Ernährung der Familie, das Anlegen eines Gemüsegartens und andere Aufgaben im Haushalt, sowie die Begleitung der Partnerin bei dem Besuch von Gesundheitszentren. Ob sich diese Praktiken schlussendlich auch langfristig gefestigt haben, sollen in Zukunft quantitative Studien zeigen. Ein Vergleich von den Indikatoren für Wissen (Ernährung, Hygiene, Produktion) und Nahrungsmittelverfügbarkeit auf Haushaltsebene zwischen Familien, die an der Aktivität teilnehmen und denen, die es nicht tun, wird dafür erarbeitet.
„Father 2 Father Groups“ in Malawi ermutigen andere Männer, geschlechterbasierte Stereotype zu überdenken. Freiwillige aus der Gemeinde werden befähigt, Gender-Dialoge für Männer und Frauen zu moderieren, um Überzeugungen, Normen und Praktiken in Bezug auf die Rollen, Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse im Haushalt in Frage zu stellen.
Denkmuster wie die, dass Frauen Männern unterlegen sind und dass Hausarbeit Frauenarbeit ist, sollen abgelegt werden.
Die Gruppen organisieren außerdem männergeführte Kochdemonstrationen, in denen verschiedene Lebensmittel vorgestellt werden und Männer lernen, wie man einzelne Mahlzeiten zubereitet.
In Togo wird diese Art von Intervention ebenfalls pilotiert. Trainierte Männer sensibilisieren ihre Verwandten und Bekannten, insbesondere andere Männer in den Dörfern, für ernährungsbezogene Themen. Im Verlauf der Intervention hat sich jedoch gezeigt, dass diese Männer nur wenig Einfluss auf die Veränderung des Verhaltens anderer Männer hatten. Künftig wird das Projekt deshalb vermehrt lokale männliche Autoritäten einbeziehen (Chef de Village, Leader Communautaire, etc.). Außerdem reichte das Angebot an Ernährungsbildung für Männer nicht für eine Verhaltensänderung aus. Seitdem wurden daher, mehrtägige Sensibilisierungsveranstaltungen organisiert. Trotz der vordergründlich negativ erscheinenden Entwicklungen, bringen auch Verfehlungen in der Konzeption eines Ziels wichtige Erkenntnisse und sollten deshalb in die Weiterentwicklung der Maßnahmen unbedingt mit einbezogen werden.
Aus Fehlschlägen können die Implementierungen modifiziert und so geschärft werden.
Auch in Sambia wurden Pilotgruppen von Männern für Männer zur Unterstützung von Verhaltensänderungen ins Leben gerufen. Gender Champions, ausgewählte und speziell trainierte Mitglieder aus den dörflichen Gemeinschaften, moderieren einmal pro Quartal Fokusgruppendiskussionen, um geschlechtsspezifische Ungleichheiten und schädliche kulturelle Praktiken zu diskutieren. Es soll zur gemeinsamen Entscheidungsfindung, der Förderung des Verständnisses von Rollen und Verantwortlichkeiten und zu einer gesunden Ernährung beitragen. Außerdem erfolgt die Planung von Ernährungsbildungsmodulen auf Haushaltsebene mit Frauen und Männern, um die Beteiligung der Männer zu verbessern. Zusätzlich wurde ein Konzept für den Einsatz von Fußballspielen und anderen kulturellen Veranstaltungen auf Gemeindeebene entwickelt, um Männer für das Thema Ernährung zu interessieren.