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Agrarökologie leistet durch seinen ganzheitlichen Ansatz einen Beitrag zu den größten Herausforderungen unserer Zeit: Klimaschutz, Kampf gegen Hunger und Erhalt von Biodiversität. Deutschland tritt der internationalen Koalition für Agrarökologie bei und stärkt damit sein Engagement für eine nachhaltige und sozial gerechte Landwirtschaft und zukunftsfähige ländliche Räume.
Im Rahmen der Konferenz „Policies against Hunger“ am 27. und 28. Juni 2023 in Berlin traten das Bundesentwicklungsministerium und das Bundeslandwirtschaftsministerium gemeinsam der Koalition für Agrarökologie bei. Der Zusammenschluss wurde 2021 beim Welternährungsgipfel ins Leben gerufen und hat das Ziel, die weltweiten Agrar- und Ernährungssystem umzubauen. Mit der bisherigen Praxis gelingt es weder, alle Menschen ausreichend und gesund zu ernähren, noch Umwelt und Klima zu schützen.
Vielmehr zählt die Landwirtschaft zu den größten Treibern sowohl des Klimawandels als auch des Verlusts an Wald, Artenvielfalt und fruchtbarem Boden. Ohne einen fundamentalen Umbau des kompletten Systems bleibt die Zahl der Hungernden mit rund 800 Millionen hoch, die Gesundheitskosten wegen Fehlernährung steigen, die Degradierung von Land schreitet weiter voran und Wasser wird noch knapper.
Ein Mittel, um dieser existentiell bedrohlichen Entwicklung entgegenzuwirken, ist Agrarökologie. Sie steht für eine Transformation der Ernährungssysteme und setzt der Ausbeutung von Böden, Umwelt und Menschen ganz bewusst einen ganzheitlichen und sozial-ökologischen Ansatz entgegen.
Fälschlicherweise wird Agrarökologie häufig gleichgesetzt mit Ökolandbau. Obwohl es große Übereinstimmungen gibt und eine umweltfreundliche Landwirtschaft mit natürlichen Düngern, effizientem Wasserverbrauch, Fruchtwechsel, mit dem Verzicht von Pestiziden und einigem mehr im Zentrum beider steht, geht Agrarökologie weit über die landwirtschaftliche Praxis hinaus. Ein Zusammenspiel von verschiedenen Maßnahmen ermöglicht Bäuerinnen und -bauern sichere Zukunftsperspektiven und Chancengleichheit. Agrarökologie verändert als systemischer Ansatz auch Rahmenbedingungen und sichert zum Beispiel den fairen Zugang zu Land oder Wasser vor allem für bisher benachteiligte Gruppen. Agrarökologie fördert vielfältigen Anbau und Weiterverarbeitung verschiedener Erzeugnisse vor Ort sowie den Vertrieb auf lokalen oder direkten Vermarktungswegen. Davon profitieren vor allem Frauen, Jugendliche und indigene Gruppen, deren wirtschaftliche Position durch das zusätzliche Einkommen gestärkt wird. In diesen vielfältigen agrarökologischen Anbausystemen werden lokale Esskulturen erhalten und eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung ermöglicht.
Damit steht Agrarökologie für Vielfalt in mehrerlei Hinsicht – ökologisch, sozial und wirtschaftlich – unter anderem weil sie die Umwelt schützt, ärmere Bevölkerungsgruppen einbezieht und weil sie Einnahmequellen im ländlichen Raum diversifiziert.
Entsprechend schafft ihre Anwendung eine bessere Bodenstruktur, einen ausgeglichenen Wasserhaushalt und höhere Kohlenstoffspeicherung. Aber sie ist zudem als soziale Bewegung zu verstehen, die Frauen und Jugendliche fördert, kleinbäuerliche Betriebe unterstützt, ihnen zu mehr Produktivität, zu mehr Rechten verhilft und direkte Vermarktungskanäle zwischen Produzent*innen und Konsument*innen öffnet. Was Agrarökologie umfasst, hat der Welternährungsrat der Vereinten Nationen 2019 in 13 Prinzipien und Politikempfehlungen festgeschrieben.
Durch den Beitritt zur Koalition, der inzwischen 44 Länder und 100 Organisationen angehören, unterstreicht Deutschland seine Unterstützung für diesen zukunftsweisenden Ansatz. In den letzten Jahren hat das BMZ sein Engagement bereits deutlich ausgeweitet und seit 2014 mehr als 60 Vorhaben der Agrarökologie gefördert. Dazu gehörte zum Beispiel eine Leuchtturminitiative in Indien. Dort hat die Grüne Revolution in den vergangenen Jahrzehnten zwar Millionen von Menschen aus Hunger und Armut geholt, aber durch den großflächigen Einsatz von chemischen Düngemitteln auch Abhängigkeiten geschaffen und die Böden ausgelaugt. Diese sind zu fast 40 Prozent degradiert.
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