Stärkung der digitalen Kompetenz ländlicher Jugendliche in agrarökologischer Beratung im Kartoffelanbau

 

Indien

 

© Deutsche Welthungerhilfe e.V.

 

Worum es geht

Dieses Projekt zielt darauf ab, Jugendliche im ländlichen Indien digital zu qualifizieren, damit sie agrarökologische Beratung im kleinbäuerlichen Kartoffelanbau anbieten können. Dazu werden wir Jugendliche in agrarökologischen Grundsätzen und in der Vermittlung von betriebsspezifischer Beratung mit Hilfe einer mobilen App schulen. Auf der Grundlage aktueller agronomischer und standortspezifischer Daten wird die App agrarökologische Beratung mit zeitnahen und landwirtschaftlich angepassten Informationen ermöglichen. Digital befähigte Berater*innen werden mit bäuerlichen Erzeugerorganisationen und anderen Akteuren vernetzt, um die rechtzeitige Versorgung der Landwirt*innen mit geeigneten Betriebsmitteln zu gewährleisten und die Basis für ein Up-Scaling zu schaffen.

 

Laudatio der Jury

Die agrarökologische Transformation in Indien und auf der ganzen Welt steht vor einer großen Herausforderung: Landwirt*innen haben oft keinen ausreichenden Zugang zu relevanten und zeitnahen Informationen, insbesondere in Hinblick auf die Anwendung agrarökologischer Praktiken. Konventionelle Agrarberatungssysteme, die von Regierungen und dem Privatsektor, wie auch NGOs, unterstützt werden, priorisieren den hohen Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln, wodurch Kleinbäuer*innen in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten.

 

Der hohe Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Indien (und anderswo), Jugendarbeitslosigkeit und die hohe Nachfrage nach Agrarberatung, die oft unterbezahlt und nicht ausreichend geschult ist, bilden den Ausgangspunkt des Projekts. Die Proof-of-Concept-Phase dieses Projekts hat veranschaulicht, wie Jugendliche mittels digitaler Lösungen einbezogen, und dadurch Beratungsangebote zu agrarökologischen Themen verbessert werden können.

 

Obwohl der Fokus des Projekts auf Kartoffeln als Nutzpflanze liegt, legt es die Grundlage für den Ausbau eines ganzheitlichen auf agrarökologischen Prinzipien basierenden digitalen Beratungsangebots.

 

"Die zentrale Rolle von jungen Menschen im ländlichen Raum, Frauen und Kleinbäuer*innen in der Entwicklung von agrarökologischen Beratungsangeboten spiegelt die Bedürfnisse kleinbäuerlicher Betriebe wider, die in der Umstellung auf umfassende und ganzheitliche agrarökologische Praktiken eine Möglichkeit sehen, die Resilienz von Betrieben zu stärken und Einkommen zu stabilisieren."

 

Weitere überzeugende und innovative Elemente sind der Einsatz von Jugendlichen als Vermittler*innen digitaler Beratungsangebote für Kleinbäuer*innen und das besondere Augenmerk auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis bei der Einbeziehung junger Berater*innen. Dies fördert zudem generationsübergreifende Zusammenarbeit und den Zusammenhalt innerhalb von Gemeinschaften. Das Projekt hat das Potenzial, Jugendliche im ländlichen Raum für die Vermittlung nachfrageorientierter agrarökologische Beratungsdienste zu qualifizieren und zeigt auf wie nachhaltige Geschäftsmodelle in der Agrarberatung entwickelt werden können.

 

Eindrücke von Beteiligten

Die Konsortien wurden eingeladen, Eindrücke von beteiligten Akteur*innen zu teilen.

Pflanzenärzt*innen ausbilden – ländliche Jugendliche als Agrarberater*innen

 

Durch eine wirkungsvolle Ausbildung und die Stärkung von digitalen Kompetenzen können junge Menschen im ländlichen Raum als „Crop Doctor“ bzw. Pflanzenärzt*in die lokale Landwirtschaft unterstützen. Ernteverluste, die durch Insekten, Milben, Pilze, Bakterien, Nematoden, Viren und Nährstoffungleichgewichte verursacht werden, können Landwirt*innen und ihre Familien stark beeinträchtigen. Der wahllose Einsatz schädlicher Chemikalien zur Rettung von Nutzpflanzen hat Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und Umwelt und erhöht gleichzeitig die Anbaukosten. Unsere Barfuß-Pflanzenärzt*innen können Pflanzenkrankheiten auf den Feldern der Bauern selbstständig diagnostizieren, den Schweregrad der Probleme einschätzen und agroökologische Lösungen vorschlagen.

 

Ashwath züchtete im vergangenen Sommer Wassermelonen. Seine Ernte war kaum 15 Tage alt, als er anfing, zu beobachten, wie Pflanzen hier und da starben. Weitere Pflanzen schienen diesem Beispiel zu folgen. Die Familie war besorgt. Da sie es frühzeitig erkannt hatten, hatten sie fast beschlossen, die Pflanzen zu entwurzeln und eine andere Ernte aufzunehmen, um die Saison zu retten. Shruthi, eine junge Mutter im selben Dorf, hatte kürzlich die Ausbildung in Pflanzengesundheitsmanagement absolviert. Ashwath bat sie um Hilfe. Sie inspizierte sofort die Ernte und stellte mit Hilfe ihrer App fest, dass sie starken Pilzbefall aufwies. Sie versicherte Ashwath, dass sich die Ernte erholen könnte, wenn sie die Bewässerungsroutine ändern und eine kupferbasierte Rezeptur anwenden würden, da das Problem schwerwiegend sei. Dies geschah am selben Tag. Es gab einen deutlichen Unterschied nach einer Woche. Die Ausbreitung der Krankheit wurde unterbunden. Ashwath konnte eine gute Ernte erzielen und beriet sich für den Rest der Saison regelmäßig mit Shruthi.

 

Zwanzig junge Menschen aus dem ländlichen Raum wie Shruthi wurden ausgebildet und mit einer App ausgestattet, um den Einsatz von Barfuß-Pflanzenärzt*innen in Hassan, Indien, zu pilotieren. Neben ihrer Tätigkeit als Pflanzenärzt*innen waren sie auch bereit, während der gesamten Erntedauer Hand in Hand mit Landwirt*innen zu arbeiten. Sie empfahlen Praktiken, die auf agrarökologischen Grundsätzen basieren, und unterstützen die Landwirt*innen bei ihrer Umsetzung.

 

“Anderen zu helfen, stärkt das eigene Selbstbewusstsein. Ich sehe meinen Erfolg in ihren Augen.”

Shruti

Hauptantragsteller

Die Deutsche Welthungerhilfe e.V. (DWHH) ist eine private, gemeinnützige Hilfsorganisation, die gegen den Hunger in der Welt und für eine nachhaltige Ernährungssicherung kämpft. Die DWHH ist für das Projektmanagement und -monitoring zuständig und unterstützt im Bereich Agrarökologie und Agrarberatung.

 

Mitglieder des Konsortiums

Tene Agri Solution (Tene-Ag) ist ein indisches Privatunternehmen, das Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) für den Agrarsektor entwickelt, die kleinen und großen Agrarunternehmen gleichermaßen Chancen einräumen sollen. Tene-Ag stellt im Rahmen des Projekts die App zur Verfügung, passt diese an und betreibt die notwendige digitale Infrastruktur und führt Trainings durch.

 

MOTHER ist eine non-profit Organisation aus Karnataka in Indien, die Projekte im Bereich nachhaltige Lebensgrundlagen, biologische Landwirtschaft und Community Development in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen umsetzt.

 

Die anderen Finalisten

Schlangen und Leitern auf dem Weg zur Agroökologie

In diesem Projekt soll ein Brettspiel zur Vermittlung (und Wiederholung) von agrarökologischen Praktiken (Do's and Don'ts) für Kleinbauernfamilien in Indien und Tansania entstehen.

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Online-Direktvermarktung zum Erhalt traditioneller Landsorten

Wir arbeiten an einer Lösung für eine integrierte, digitale Beratung, die das Monitoring der biologischen Kartoffelvielfalt mit Ansätzen der Bürgerwissenschaft verbindet.

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Die Bewertung wurde von der Expertenjury vorgenommen und spiegelt nicht die Meinung oder Erfolgsabschätzung der GIZ oder des BMZ wieder.