Schlangen und Leitern auf dem Weg zur Agrarökologie

 

Indien, Tansania

 

© Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften der Berner Fachhochschule

 

Worum es geht

In diesem Projekt soll ein Brettspiel (Schlangen und Leitern) zur Vermittlung (und Wiederholung) von agrarökologischen Praktiken (Do's and Don'ts) für kleinbäuerliche Familien in Indien und Tansania entstehen. Ergänzende Informationsmaterialien zu agrarökologischen Praktiken in baumwollbasierten Anbausystemen werden durch das Spiel lebendig und ansprechend aufbereitet und kommuniziert. Das Konzept legt einen starken Schwerpunkt auf die Einbeziehung von Frauen und der jüngeren Generation in landwirtschaftliche Entscheidungen.

 

Laudatio der Jury

Die agrarökologische Transformation ist wissensintensiv und erfordert die Anpassung an lokale ökologische und kulturelle Kontexte. Dieses Projekt verfolgt den innovativen Ansatz, kleinbäuerliche Familien in Indien und Tansania mittels eines Brettspiels über agrarökologische Praktiken (Do's und Don'ts) im Baumwollanbau zu informieren.

 

Der spielerische Ansatz stellt eine Möglichkeit dar den Mangel an staatlicher Agrarberatung zu agrarökologischen Ansätzen zu kompensieren. Die meisten Beratungssysteme fördern einen hohen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und sind im Allgemeinen auf die Verwendung externer Betriebsmittel ausgerichtet, die sich die meisten Kleinbäuer*innen nicht leisten können.

 

Landwirt*innen, die auf agrarökologische Praktiken umsteigen wollen, stehen daher oft vor großen Herausforderungen und erhalten wenig Unterstützung durch Beratungsdienste. Selbsthilfe und der Austausch von Erfahrungswerten stellen wichtige Alternativen dar.

 

Obwohl Brettspiele bereits eingesetzt werden, um Kleinbäuer*innen neue Praktiken näherzubringen, hebt sich der Ansatz durch sein Augenmerk auf die Rolle von kleinbäuerlichen Familien, Frauen und Jugendlichen in der Vermittlung agrarökologsicher Praktiken hervor.

 

"Dieses Brettspiel schafft das notwendige Bewusstsein und fördert ein ganzheitliches Verständnis von Lerninhalten und unterstützt somit die Transformation hin zu agroökologischen Anbaumethoden und Ernährungssystemen."

 

Dieser spielerische Ansatz hat ein großes Potenzial, in verschiedenen Kontexten als Sensibilisierungsinstrument für agrarökologische Praktiken genutzt zu werden. Ein Spiel basierend auf Regeln hat zudem Relevanz, da die spielerische Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen und technischen Kenntnissen das Lernen unterstützt und zur Diskussion sowie praktischen Anwendung verschiedener landwirtschaftlicher Ansätze einlädt.

 

Eindrücke von Beteiligten

Die Konsortien wurden eingeladen, Eindrücke von beteiligten Akteur*innen zu teilen.

Hemlata Chouhan – engagiert für die Stärkung von Frauen in ihrer Gemeinde

 

Hemlata Chouhan ist Ausbildungskoordinatorin der "Women Self-help Groups" bei Remei India – der Job, für den sie sich begeistert. Durch das Zusammenleben in derselben Gemeinschaft mit verschiedenen Menschen mit verschiedenen Familienhintergründen hat sie Erfahrungen aus erster Hand mit den Familiendynamiken in der ländlichen Nimar-Talregion gesammelt. In den letzten Jahren wurde in Hinsicht auf die Position von Frauen, so denkt sie, "viel erreicht, aber es liegt noch ein langer Weg vor uns". Sie ist überzeugt, dass "chemikalienfreie Landwirtschaft mit agrarökologischen Praktiken der Schlüssel zu einem gesunden Leben und einer sauberen Umwelt ist" und ist entschlossen, diese Botschaft zu verbreiten.

 

Die Landwirtschaft liegt weitgehend in der Verantwortung der männlichen Familienmitglieder, während die Frauen den Haushalt führen. Dennoch tragen die Frauen, die an den Selbsthilfegruppen teilnehmen, zu einer nachhaltigen Landwirtschaft viel bei, indem sie beispielsweise pflanzliche Sprühpräparate herstellen, wie von lokalen Forscher*innen und Beratungsspezialist*innen empfohlen. Aber sie sagt, dass "die landwirtschaftlichen Trainings überwiegend für Männer konzipiert sind" und daher gibt es weniger Möglichkeiten für Frauen und Jugendliche, die gleichen Dinge zu lernen.

 

"Dieses Spiel mit Schlangen und Leitern ist ein ausgezeichnetes Werkzeug", findet Hemlata, "da es in den Familien gespielt werden könnte und dann Kinder und Frauen auch etwas über gute und schlechte landwirtschaftliche Praktiken lernen können". Dann sind sie besser gerüstet und können getrost wertvolle Anregungen für Entscheidungen bezüglich der Produktion der Familie geben.

 

Chouhan ist bestrebt, dieses Beratungsinstrument in ihre Selbsthilfegruppen einzubinden, und sie ist sich sicher, dass es bei den teilnehmenden Frauen ein großer Hit sein wird.

Hauptantragsteller

Die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften der Berner Fachhochschule (BFH-HAFL) ist ein Forschungsinstitut, das sich mit angewandter Forschung und Lehre zu aktuellen Herausforderungen in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft befasst. Die BFH-HAFL betreut in diesem Projekt die Projektumsetzung und -begleitung und liefert konzeptionelle Beiträge und Fachwissen zur Agrarökologie.

 

Mitglieder des Konsortiums

Die Punjab Agricultural University (PAU) ist eine der ersten und bekanntesten staatlichen Agraruniversitäten Indiens, die in den Bereichen Forschung, Bildung und Beratung tätig ist. Im Rahmen dieses Projekts entwickelt die PAU das Brettspiel und verbreitet es unter den Kleinbauerinnen und Kleinbauern in Indien.

 

Remei India Ltd und Remei Tanzania Ltd sind zwei private, unabhängige juristische Institutionen und Tochtergesellschaften der Remei AG Schweiz. Im Rahmen dieses Projektes implementieren Remei India und Remei Tanzania das Brettspiel in Indien und Tansania

 

Die anderen Finalisten

Stärkung der digitalen Kompetenz ländlicher Jugendlicher

Dieses Projekt zielt darauf ab, Jugendliche im ländlichen Indien digital zu qualifizieren, damit sie agrarökologische Beratung im  Kartoffelanbau anbieten können.

Mehr erfahren...

Online-Direktvermarktung zum Erhalt traditioneller Landsorten

Wir arbeiten an einer Lösung für eine integrierte, digitale Beratung, die das Monitoring der biologischen Kartoffelvielfalt mit Ansätzen der Bürgerwissenschaft verbindet.

Mehr erfahren...

Zurück zur Übersicht

 

 

Die Bewertung wurde von der Expertenjury vorgenommen und spiegelt nicht die Meinung oder Erfolgsabschätzung der GIZ oder des BMZ wieder.